Gedenkort Bobingen

Ausstellung „Gedenkort Bobingen“ | 23. APRIL BIS 11. JUNI 2023
mit Präsentation der Wettbewerbsbeiträge Kunst am Bau „Gedenkort Bobingen Gegen das Vergessen“ 

Zwangsarbeit, Euthanasie- und KZ-Opfer – auch Bobinger Bürger blieben von den Gräueltaten des Nationalsozialismus nicht verschont. Der Kunstverein Bobingen, Bobingen ist bunt e.V., das Stadtarchiv sowie das Kulturamt der Stadt Bobingen haben es sich zum Ziel gesetzt, die Erinnerungskultur zu bewahren und zu stärken. Die gemeinsame Ausstellung „Gegen das Vergessen“ erzählt anhand von Fotografien und Zeitdokumenten von den menschlichen Schicksalen in der Zeit des Nationalsozialismus und stellt die weiteren Projekte im Gedenken an die lokalen Opfer vor.

Im Rahmen der Ausstellung werden außerdem die Wettbewerbsbeiträge zur bayernweiten Ausschreibung „Gedenkort Bobingen, Kunst am Bau“ präsentiert, ausgelobt von der Stadt Bobingen mit Unterstützung des Kunstverein Bobingen. Realisiert werden soll ein Denkmal „Gegen das Vergessen“ auf dem städtischen Friedhof der Stadt, das den Opfern der NS-Zeit Bobingens gewidmet ist.

Wir freuen uns sehr auf die Umsetzung der Idee unseres Gewinners Bruno Wank mit dem Beitrag „Polieren gegen das Vergessen und für das Erinnern“. Gezeigt werden Entwurf und Intension in unserer Ausstellung. Des weiteren sind die Wettbewerbsbeiträge „“Spuren der Zeit“ von Gregor Passens (2. Platz), „Memory“ Oh Seok Kwon (3. Platz), „Laub“ von Claudia Barcheri und „Birke“ von Jonas Höschl ausgestellt.

Einblicke in die Ausstellung „Gedenkort Bobingen“:

Bruno Wanks Kunstwerk lädt dazu ein Geschichte, Gegenwart und Zukunft sinnlich zu erfahren, zu begreifen. Die Betrachterinnen und Betrachter sollen es berühren, selbst Hand anlegen. „Denn so wie es ein natürliches Vergessen gibt, wenn man nicht immer daran erinnert, so gibt es auch eine natürliche Oxidation von Metallen“, sagt Wank.

Mit dem Polieren der Messingoberfläche können wir dem natürlichen Oxidationsprozess aktiv etwas entgegensetzten – die Geschichte vor Verschleierung und Vergessen bewahren und das Andenken an die Menschen, denen Unrecht geschehen ist, zum Glänzen bringen.

Installiert werden soll das Werk am städtischen Friedhof der Stadt Bobingen voraussichtlich im Herbst 2023. Ab dann lädt der Künstler ein, selbst Hand anzulegen:

Bitte nehmen Sie sich ein Tuch und polieren Sie die Scheibe so langen, bis Sie zufrieden sind.

 

 

Veranstaltung „Geschichte und Geschichten im Dialog“ am Sonntag, 11. Juni, ab 16.30 Uhr

Zum Abschluss der Ausstellung „Gedenkort Bobingen – Gegen das Vergessen“ lädt das Kulturamt der Stadt Bobingen am Sonntag, den 11. Juni zu einem Histörchen im Runden Saal des Unteren Schlößchens. Beginn ist 16.30 Uhr.

Die Mitinitiatoren der Ausstellung, Reinhold Lenski, Kulturpreisträger wie auch ehemaliger Kulturamtseiter der Stadt, und Sandra Hartl, aktuelle Kulturamtsleiterin in Bobingen, lesen in Ausschnitten aus den Werken der französischen Schriftsteller Robert Antelme und Marguerite Duras. Antelme, Mitglied der französischen Résistance und KZ-Überlebender berichtet in seinem 1947 geschriebenen Werk „Das Menschengeschlecht“ autobiographisch und ungeschönt über seine Erfahrungen in verschiedenen Konzentrationslagern. Wie viele Menschen, die nicht in das System des NS-Regimes passten oder gar im Widerstand tätig waren, wurden verfolgt, unterdrückt, vertrieben, misshandelt oder gar gewaltsam getötet?

Von den Deutschen im Juni 1944 verhaftet und nach Deutschland deportiert, war Antelme unter anderem Insasse im KZ Buchenwald, später im Außenlager Gandersheim. Auch Willi Ohlendorf traf das gleiche Schicksal, auch er hatte sich gegen die NS-Diktatur gestellt und wurde für seinen Widerstand laut Gerichtsurteil wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ verurteilt. Ohlendorf war in mehreren Zuchthäusern inhaftiert, war Gefangener im KZ Dachau und befand sich einige Monate zeitgleich wie Antelme im KZ Gandersheim, wo er am 26. November 1944 verstarb. Kurz vor Kriegsende wurden die Häftlinge von Gandersheim in einem der sogenannten Todesmärsche ohne Wasser oder Nahrung Richtung Dachau getrieben. Nur etwa ein Drittel kam dort lebend an. Antelme schaffte den schweren Weg. Krank, ausgezehrt und auf knapp 35 kg abgemagert wurde er dort Ende April 1945 von seinem Freund und Widerstands-Kameraden, dem späteren französischen Ministerpräsidenten François Mitterand, gerettet und zurück in sein Heimatland Frankreich gebracht.

Marguerite Duras, die Ehefrau Antelmes, veröffentlichte viele Jahre später ihre persönlichen Tagebuchaufzeichnungen und Kriegserlebnisse unter dem Titel „Der Schmerz“. Nicht nur das qualvolle Warten auf ein Lebenszeichen des verschollenen Ehemannes zu Kriegszeiten, auch das schmerzhafte Wiedersehen und die Veränderungen der Wesenszüge nach durchlebtem, grauenvollen Martyrium und Überlebenskampf im Konzentrationslager sind Thema ihres Buches.

Im Anschluss an die Buchpräsentation werden Ergebnisse der aktuellen Forschung zum historischen Geschehen präsentiert, Gemeinsamkeiten zwischen Willi Ohlendorf und Antelme skizziert, die einzelnen, bereits umgesetzten Projekte von „Gegen Vergessen“ vor Ort vorgestellt und Ausblicke auf weitere Planungen zur Erinnerungsarbeit „Gegen das Vergessen“ gegeben.

Fotos von der Vernissage

Weitere Infos zum Download

40-seitige Broschüre „Gedenkort Bobingen“

1-Platz Kunstwettbewerb | „Polieren gegen das Vergessen“ | Bruno Wank

Ausschreibung Kunst am Bau „Gedenkort Bobingen“ 2022

Webseite zum Thema Zwangsarbeiter in Bobingen, Verfasser Dr. Bernhard Lehmann, Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., RAG Augsburg-Schwaben:

Zwangsarbeit-Bobingen.de

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus unserem Gästebuch

„Großes Kompliment für diese Ausstellung – sehr berührend und eindringlich!“

„Vielen Dank für dies Ausstellung. Es ist so wichtig, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Ich bin in Bobingen aufgewachsen, aber in den 60er Jahren war der Fokus nach vorne gerichtet bzw. konzentrierte man sich auf die ‚gute alte Zeit‘, ohne kritisch zu hinterfragen. Ich bin sehr froh, dass dies nun geschieht.“